Was bewirkt die Corona-Krise am Immobilienmarkt?

Nach Einschätzungen von Ökonomen könnte die Corona-Krise den Anstieg der Mieten und Immobilienpreise dämpfen. Es wäre sogar ein Ende des zehnjährigen Immobilienbooms in Deutschland möglich, sollte sich die Krise noch Monate hinziehen und der Alltag von uns stark eingeschränkt bleiben. Den Mietern und Immobilienkäufern würde es nach den rasanten Preissteigerungen der letzten Jahre etwas Luft verschaffen. Laut Statistischen Bundesamt verteuerten sich Wohnungen und Häuser im vergangenen Jahr um rund 5 %. Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut für Wirtschaft (IW), meint, dass aufgrund der Unsicherheit über die Folgen der Pandemie und der Ausgangsbeschränkungen der Wohnungsmarkt in den nächsten Monaten zum Erliegen kommen wird. Besichtigungen finden kaum statt und viele Käufer halten sich zurück, da sie um ihre Jobs bangen oder schrumpfende Einkommen erwarten. Laut Voigtländer kann man mit einer Stagnation der Immobilienpreise oder einem leichten Rückgang rechnen. Auch der Immobilienmarkt kann sich einem Einbruch der Wirtschaft nicht entziehen. Dies glauben auch viele Volkswirte: Alle Immobilienzyklen in Deutschland haben in den vergangenen Jahrzehnten mit einer Rezession geendet. Ebenfalls beschränkt ist das Potenzial für Mietsteigerungen, denn die Einkommen dürften weniger stark steigen als vor der Krise. Daneben belasten auch neue Vorschriften zum Mieterschutz bei Zahlungsverzug die Vermieter. Diese dürfen Mietern nicht mehr kündigen, wenn diese wegen der Corona-Krise die Miete nicht zahlen können. Dies soll zunächst für Mietschulden von April bis Ende Juni gelten, so wurde es vom Bundeskabinett beschlossen. Viele große Wohnungskonzerne machen bereits Zugeständnisse. Doch was macht der kleine Vermieter, der auf die Mieten angewiesen ist? Laut Voigtländer sind die rosigen Zeiten für Vermieter erst mal vorbei und der Verhandlungsspielraum für Mieter könnte wieder wachsen. Viele Vermieter dürften erst mal froh sein, wenn sie zuverlässige Mieter nicht verlieren. Zu einer ähnlichen Sichtweise kommt auch Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der Bochumer EBZ Business School. „Wer nicht muss, kauft in der Krise keine Immobilie oder verschiebt den Umzug in eine größere Wohnung“. Durch den Anstieg von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit verringere sich der finanzielle Spielraum, den die Haushalte für die Miete hätten.

 

Ebenfalls mit „schweren und längerfristigen Verwerfungen“ auf dem Wohnungsmarkt rechnet auch das Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung (Gewos). Liquiditätsengpässe und Mietausfälle dürften gerade den kleinen Privatvermietern und kleinere Eigentümer treffen. Die Forscher glauben, dass der Immobilienmarkt stärker unter der Krise leiden wird als unter der globalen Finanzkrise. Im Jahr 2008 brachen die Käufe um rund 12 % ein und erholten sich erst langsam wieder. Die Pandemie könnte die deutsche Wirtschaft stärker schrumpfen lassen als die Finanzkrise und breitere Teile der Gesellschaft treffen.

 

IW-Experte Voigtländer sieht ein Einbrechen der Mieten und Kaufpreise aber nicht. Er halte die Prognose von manchen Beobachtern, dass die Preise um 30 % zurückgehen würden, für unwahrscheinlich. Die Wohnungsknappheit bleibt, die Zinsen für Finanzierungen sind niedrig und viele Menschen haben immer noch Vermögen. Mit Zinssenkungen in der Corona-Krise haben die Notenbanken jüngst die Niedrigzinsen zementiert. Auch die Wohnungsknappheit in den Städten spricht gegen einbrechende Preise und Mieten auf breiter Front. Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern. Denn auch die Baubranche ist von der Corona-Krise betroffen und es kommt mancherorts zu Verzögerungen. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe berichtet, dass große Baufirmen Probleme haben, da bei Subunternehmen ausländische Arbeitskräfte fehlen. Die Bauarbeiten gehen weiter, man muss allerdings viele Vorsichtsmaßnahmen treffen, wie z.B. das Arbeiten in versetzten Schichten und der Sicherheitsabstand.

 

Die Corona-Krise betrifft uns alle – den einen mehr, den anderen weniger. In diesem Sinne wünschen wir allen die nötige Geduld, um die Krise zu meistern. Bleiben Sie gesund!!!